Die Orgel der katholischen Pfarrkirche St. Mariae Geburt in Mülheim an der Ruhr
Neben der evangelischen Petrikirche bestimmt insbesondere die mit großzügigen und klaren Linien von Emil Fahrenkamp (1928/1929) erbaute dreischiffige katholische Marienkirche das Bild des Mülheimer Kirchenhügels. In der Nord-Süd-Achse des 17 Meter hohen und 13 Meter breiten Langschiffes hat die Klais-Orgel aus dem Jahr 1972 oberhalb des Kreuzweg-Schieferreliefs des Mülheimer Künstlers Ernst Rasche (1962) ihren Platz erhalten.
Die 49 Register umfassende Orgel, verteilt auf drei Manuale und Pedal, ist ein Paradebeispiel für die Klangästhetik, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Wendepunkt im Orgelbau darstellt: der Schritt aus den Nachwehen der "Orgelbewegung" (ca. 1945-1960) hin zur Klanglichkeit der Universal-Orgel, deren Ideal die Darstellbarkeit aller Stilepochen der Orgelmusik ist.
Das durch Hans Gerd Klais, KMD Prof. Bernhard Ader und dem ehemaligen Kantor der Gemeinde Josef Heiermann entwickelte Konzept zeigt eine vollkommene Symbiose eines klassischen, werkbetonten Bauprinzips mit den Strömungen des französischen Orgelbaus und der avantgardistischen Orgelmusik des 20. Jahrhunderts.
Aufbauend auf die durch Hans Gerd Klais eng mensurierten, hoch ausgebauten Prinzipalchöre der Werke, erheben sich die z.T. nach französischen Vorbild konzipierten Zungenstimmen.
Bemerkenswert ist die Palette der Farbregister; neben dem groß mensurierten Cornett des Hauptwerks, ist im Rückpositiv und dem Schwellwerk das Registrieren eines Cornetts möglich. Die in Orgeln sehr selten zu findenden Aliquot-Register Non 8/9' und Septim 4/7' zeigen den innovativen Willen der Erbauer der Mülheimer Klais-Orgel zur neuen Klanglichkeit des 20. Jahrhunderts.
Im Jahre 2006 erhielt die Orgel im Rahmen einer Generalüberholung eine neue Setzeranlage, die die im Baujahr 1972 als technisch höchst innovativ geltende Anlage mit 16 Kombinationsmöglichkeiten ersetzte. Die nun 3168 Registerkombinationen lassen sich unter anderem durch Sequenzerschalter für den Registranten und durch großflächige Sequenzerleisten unter dem II. und III. Manual für den Organisten abrufen.
Disposition der Klais-Orgel
Johannes Klais, Orgelbau KG, Bonn
1972 / 2006
I.Rückpositiv C - a'''
Koppelflöte 8'
Quintade 8'
Praestant 4'
Blockflöte 4'
Principal 2'
Quinte 1 1/3'
Non 8/9'
Sesquialter 2-fach 2 2/3'
Acuta 4-fach 1'
Holzrankett 16'
Krummhorn 8'
II.Hauptwerk C - a'''
Gedackt 16'
Principal 8'
Rohrflöte 8'
Gamba 8'
Octav 4'
Nachthorn 4'
Superoctav 2'
Schweizergedackt 2'
Cornett 5-fach 8'
Quintcymbel 3-fach 1/3'
Trompete 16'
Trompete 8'
III. Schwellwerk C - a'''
Flûte harmonique 8'
Bleigedackt 8'
Vox coelestis 2-fach 8'
Principal 4'
Rohrflöte 4'
Spitzquinte 2 2/3'
Octav 2'
Terz 1 3/5'
Flageolett 1'
Scharf 5-fach 1/4'
Englisch Horn 16'
Hautbois 8'
Clairon 4'
Pedal C - g'
Principal 16'
Subbass 16'
Quint 10 2/3'
Octav 8'
Rohrpommer 8'
Spitzflöte 4'
Piffaro 2-fach 4'
Hintersatz 4-fach 2 2/3'
Posaune 16'
Holztrompete 8'
Kopftrompete 4'
Spielhilfen:
Normalkoppeln; Tremulant RP / SW
Setzeranlage mit 3.168 Kombinationen
Sequenzer; Mixturen ab; Zungen ab; Tutti
Chip-Karte als externer Speicher